Seinem Innersten näherkommen

Die einzige Möglichkeit, seinem Innersten näherzukommen, wird im alten Wissen mit korban (100-200-2-50) benannt, was nichts anderes als ‚Näherkommen‘ und ‚Näherbringen‘ bedeutet. Es hat mit kereb (100-200-2), ‚von innen‘, das ‚Inwendige‘, also das im Menschen Verborgene zu tun. In der Lutherübersetzung der Bibel wird es ungünstigerweise mit ‚Opfer‘ übersetzt. ‚Opfer‘ allerdings, wenn dann sinngemäß dahingehend, dass der Mensch seine ganze Existenz Gott näherbringt. Sein ganzes Leben muss dargebracht werden, seine ganze Existenz.

Kommt der Mensch zur Ruhe und geht in sich, kann eine Umkehr stattfinden. Will der Mensch den Sinn hinter allem begreifen, dann findet die Umkehr, die teschuwa statt. Hier ist nicht der logische Sinn gemeint, sondern der Mensch spürt, dass ihn hier etwas tief innerlich berührt. Das kann alles Mögliche sein: Eine Melodie, ein Gemälde, ein Gespräch, ein Gedicht.

Dann kann die Annäherung an Gott stattfinden: Es ist etwas, das auch mit dem Innersten des Menschen, dem Wesentlichen, dem, was wertvoll ist, im Menschen zu tun hat. Das Nicht Sichtbare bringt das korban.
Es geht also nicht darum, jemandem z.B. rein äußerlich sympathisch zu finden, den rein äußeren Kontakt zu einem Menschen zu pflegen. Dass Menschen einander näher kommen, kann nur stattfinden, wenn ein Kontakt von innen heraus erfolgt, wenn sich die Menschen von innen heraus kennenlernen wollen.
Dies bedingt, dass feste Glaubenssätze hinterfragt und alte Denkweisen aufgegeben werden müssen. Die Komfortzone muss verlassen werden, könnte es im Neudeutschen auch ausgedrückt werden.
Dieses Näherkommen bewirkt eine Stärkung des inneren Menschen, geht mit Freude einher und ist befreiend wie das Abwerfen einer Last. Die damit einhergehenden Änderungen der Lebensweise, verbunden mit leidvollen Erlebnissen, stellen sich langfristig als eine Bereicherung dar.
Das korban wird in der Überlieferung als das Geschehen auf dem Weg von dieser Welt der Zweiheit hin zum Innersten des Menschen gesehen, es ist die symbolische Geschichte des Auszuges aus Ägypten durch die Wüste ins gelobte Land Kanaan. Es ist die Verbindung des Körpers eines Menschen mit seinem Innersten, das Näherkommen zu Gott. Der Mensch bringt Gott seinen Körper dar, er bringt sich selbst, seine Gegenwart, Gott näher.

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