Der Begriff des Kindes im alten Wissen – Historische Sichtweisen, Symbolik und Traumdeutung

In diesem Filmbeitrag werde ich zunächst auf die Bedeutung des Kindes heute und früher eingehen, danach den Begriff des Kindes aus Sicht des alten Wissens vorstellen und am Ende werde ich noch einige praktische Traumdeutungen mit Bezug zum Thema Kinder erläutern, so wie sie als symbolhaftes Bild direkt auf den Träumenden bezogen im alten Wissen gedeutet und auf unsere Denkweise übertragen wurden.

Skript

Im alten Wissen ist die Begrifflichkeit des Kindes ein Mysterium. Es stellt eine tiefe Symbolik dar, die mit Worten nicht beschrieben werden kann. Eines der bekanntesten Bilder ist die Jungfrau Maria mit dem Jesus-Kind. Hier darf sich kein leibhaftiges Kind mit seiner Mutter vorgestellt werden. Im alten Wissen ist jeder Begriff Ausdruck dahinterliegender Symbolik. Eine Symbolik ist etwas, was unsere diesseitige Welt mit der jenseitigen Welt, der Welt der Ewigkeit, der Einheit verbindet. Das Jenseitige kann mit den Worten wie wir sie kennen nicht beschrieben werden, kann nicht erklärt und nicht in Maßstäben dieser Welt vorgestellt werden, es kann nur im Menschen selbst erfahren werden. Der Weg der Mystik hat als Ziel dieses Jenseitige dem Menschen erfahrbar zu machen.

In diesem Beitrag werde ich zunächst auf die Bedeutung des Kindes heute und früher eingehen, danach den Begriff des Kindes aus Sicht des alten Wissens vorstellen und am Ende werde ich noch einige praktische Traumdeutungen mit Bezug zum Thema Kinder erläutern, so wie sie als symbolhaftes Bild direkt auf den Träumenden bezogen im alten Wissen gedeutet und auf unsere Denkweise übertragen wurden.

Das Kind aus heutiger und früherer Sicht

Bevor wir tiefer in die Symbolik des Kindes im alten Wissen einsteigen, will ich zunächst allgemeines zur Sichtweise über unsere Kinder der heutigen Zeit im Vergleich zu früher erzählen, so wie es auch Friedrich Weinreb aus den hebräischen Schriften der mündlichen Überlieferung zu seinen Lebzeiten vorgetragen hat.

In jungen Jahren ist das Kind gewohnt sich zu behaupten, es ist andauernd im Muster des täglichen Spiels, es bekommt zu Essen und zu trinken und wiegt sich in der Geborgenheit des Mutterschoßes. Wenn die Erziehung des Kindes einsetzt ist dieser Zustand nicht mehr von Dauer. Das Kind lernt zunehmend, welches Verhalten von ihm gewünscht ist und welches nicht. Das Kind ist anfangs noch so ungeschickt in weltlichen Angelegenheiten, weil es diese Dinge vollkommen unwichtig findet. Das Erwachsenwerden des Kindes äußert sich in zunehmender Anpassung und der damit verbundener Heuchelei. Es merkt mehr und mehr: „Wenn ich mich nach dieser und jener Art verhalte, bekomme ich das, was ich will.“ Anfangs ist es vielleicht noch ein Spiel und trotzdem ist es Ernst, denn es fühlt, dass die Menschen oft sehr hart sind, dass sie es nicht verstehen, sondern gerade das Nichtkindliche von ihm fordern. Je mehr diese Dinge dem Kind angelernt werden, desto mehr geht die Anbindung an die andere Welt verloren.
Spätestens beim Schuleintritt gesagt wird: „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens.“ Ab jetzt steht der kindliche Spaß nicht mehr im Vordergrund, sondern es gilt sich an das Lernen für gute Noten zu gewöhnen. Das Kindsein wird nur als eine Phase angesehen, die von einer darauffolgenden Phase abgelöst wird.
In früheren Jahrhunderten war das noch anders. Zum Beispiel kleidete man Kinder damals wie Erwachsene. Man spürte noch: Es gibt kleine und große Menschen – entscheidend aber ist der Mensch, der gleich bleibt. Man hatte keine Theorien über Kinder. Heute wird das Kind als eine Art Sonderfall betrachtet, hat seine eigene Kleidung, seine eigenen Kinderbücher und es gibt sogar eigene Kinder-Psychologen. Die Kindheitsphase wird hier betont. So wie jede Phase geht sie vorbei und dann kommt der Ernst des Lebens. In früherer Zeit fühlte man den gleichen Ernst am Anfang wie am Ende des Lebens, das Kind blieb.
Wenn der Ernst des Lebens kommt, dann wird das Kind „abgetötet“; es soll nicht weitergehen wie es war, es wird abgetrennt. In der Schule zeigt man ihm, was es zu lernen hat: Denken im Sinne von kausal bedingtem Folgern und Beweisen.
Märchen, die früher erzählt und erlebt wurden, gelten plötzlich als nicht mehr war. So wird dem Kind im Menschen das Leben, das Erleben genommen.
Nur das Kind hat die Verbindung zur jenseitigen Welt, wie sie eigentlich ist. Es erlebt die sieben Zwerge als die sieben Tage der Welt und die böse Hexe als den Einbruch der Schlange und des Teuflischen unvermittelt, ohne Theorie. Die Theorie ist immer etwas Abgeleitetes, kommt erst nach dem Erleben. So nimmt man dem Kind das Erleben und gibt ihm die Theorie.
Der Begriff der Wahrheit darf nicht vom Wunder getrennt werden. Das Kind freut sich, wenn es hört, dass Engel den Abraham besuchen oder dass Gott das Meer spaltet, um Israel durchziehen zu lassen. Man nimmt den Kindern das Erleben und Vertrauen ins Leben und gibt einseitige, trockene Theorien dafür wenn gesagt wird, dass Engel Wüstennomaden seien oder die Teilung des Meeres ein absonderliches Naturphänomen sei. Es ist eine „Entmythologisierung“. Ist die Phantasie nicht eine ganz gewaltige Wirklichkeit?
Dieses Wunder wird heute durch Technik und Science-Fiction ersetzt. Eine technisch berechenbare Nutzung von Geräten kann jedoch niemals ein Wunder, kann niemals Phantasie sein, ist rein diesseitiges Geschehen ohne Verbindung zum Ewigen.
Am Verhalten der Welt zum Kind ist zu sehen, wie es mit dem Kind im Menschen steht. Vielleicht erleben wir heute auch eine Art Kindermord, weil die Erlösung so sehnlich erwartet wird.

Erlernte Verhaltensweisen als Hindernis

Im alten Wissen wird gesagt, dass es für den Menschen entscheidend ist, dass er bei seinem Tun stets in seiner ganzen Erscheinungsform handelt. Ein Handeln und Leben aus seiner wahren Überzeugung heraus. Nur so kann er seinem wahren Kern, seiner Seele näher kommen.
Es wird von 8 Dingen geschrieben, die ein solches Näherkommen verhindern. Eines davon heißt „katan„, der ‚Kleine‘, das ‚Kind‘. Gemeint ist hier ein Mensch, der nie zum Ernst des Lebens vordringt, der Kind bleibt in dem Sinne, dass er z.B. mit Autos spielt und nicht im Stande ist, das Leben als Erwachsener zu sehen. Dem entgegengestellt ist ein „na-ar„, ein ‚Jüngling‘, einer, der groß und erwachsen wird.
Friedrich Weinreb erwähnt diese beiden Begriffe um zu verdeutlichen, dass bei all den Erwähnungen zum Begriff des Kindes nicht das Missverständnis aufkommt, der Mensch solle ein kleinen Kind bleiben oder wieder kindisch werden und alle Verantwortung für sein Leben abgeben. Das Kind als Begriff der Überlieferung meint das nicht.

Das Kind im Erwachsenen soll leben, soll lebendig und spontan bleiben. Kein „Kindermord“, wie es in der Überlieferung beschrieben wird und wovon auch in vielen alten Kulturen geschrieben wird. Wenn der Mensch wieder einen Zugang zum Kind in ihm erfährt, ist auch eine große Angst im Erwachsenen da. Er spürt, dass seine bekannte und gewohnte Welt zusammenbrechen könnte. Keine Welt mehr mit Säuglingen in Windeln, sondern eine Welt, wo das Kind im Erwachsenen wach wird. D.h. keine Rechthaberei mehr und ein ständiges Analysieren der Dinge, wodurch die Einheit zertrennt wird und die Beziehung zu anderen Menschen und der Welt verloren geht. Gott in uns und wir in Gott heißt es auch, d.h. der Erwachsene soll das Kind in sich zulassen, keine Angst haben, das zu verlieren, was er sich bisher erbaut hat oder an was er geglaubt hat.

Das Studieren im Sein und das Prinzip der Ordnung

Der Begriff der Psychosomatik ist heute sehr geläufig. Es wird hier zwischen dem Psychischen und dem Körperlichen im Menschen unterschieden. Doch wenn hier vom dem Psychischen gesprochen wird, ist dann damit das Verborgene, das Jenseitige gemeint? Es gibt eine starke Neigung im Menschen, alles aus dem Psychischem erklären zu wollen, Komplexe, Verdrängungen usw. Es besteht der Anspruch der Wissenschaft ,alles im Psychischen zu systematisieren. Kann man das eigentlich? Ist es denn möglich alles so zu analysieren und darzustellen, wie das in dem Bereich des äußeren Lebens gemacht wird, in dem tatsächlich bestimmte Gesetze und eine bestimmte Ordnungsstruktur herrschen?
Ein Vers aus dem Deuteronomium besagt: „Das Verborgene ist für Gott, das Offenbare ist für uns und unsere Nachkommen“ (5. Mose 29,29).
Friedrich Weinreb erläutert diesen Vers so, dass das Verborgene jener Region angehört, in der der Mensch mit Gott verbunden sein kann. Und der Mensch kann von seiner Seite aus gesehen das Verborgene nicht untersuchen. Natürlich heißt das nicht, dass alles Erforschen des Psychischen falsch ist, ebenso wenig wie man Erziehung und Ausbildung per se nicht ablehnen kann.

Nach der Überlieferung bildet sich der Mensch im Leben so aus, wie er schon angelegt ist, wie sein Keim ist. „Keim“ als Bild gesehen meint hier nicht die Keimzelle im Samenkorn, sondern die Wurzel im Jenseits. Was hier im diesseits wird und heranwächst, ist Ausdruck dessen, was dort im Jenseitigen schon da ist. Wo aber bleibt dann das Gebiet der Erziehung und Ausbildung?
Solange der Mensch noch rein im Werden ist, gibt es in diesem Bereich überhaupt kein Studieren, denn nur im Sein studiert es sich. Die mündlichen Überlieferungen, die auch schriftlich vorliegen, können nur erlebt werden. Es ist ein nie enden wollendes Erlebnis. Wenn das Tun des Menschen, sein Verhalten im Leben so ist, dass er das Paradox in Gut und Böse, Erscheinendem und Verborgenem, Verstehen und Mißverstehen erfährst, dann kommt ihm auch das „Empfangen“ , dann lernst er wirklich, wird er „schwanger“. Es ist die Verbindung zum Verborgenen. Lesen und Studieren wird erst dann schöpferisch, wenn diese Verbindung besteht. Diese Verbindung zum Verborgenen kann nicht systematisiert werden. Genauso wenig kann sie im Psychischen systematisiert werden. Kann z.B. das Neurotische, das Schizophrene geordnet und genau abgegrenzt werden? Gibt es im Psychischen, wo das Verborgene ist, überhaupt die Möglichkeit der Ordnung? Gehört Ordnung nicht der äußeren Welt des Werdens an?
Wenn das Gebiet des Psychischen zum Verborgenen des Menschen zählt, dann ist Erziehen und Ordnen dort unmöglich. Demnach kann der Mensch erst als Mensch „funktionieren“, wenn es sich bei ihm dort tut, im Jenseitigen tut. Er muss sich dort aus einem Zwang befreien, damit es sich hier tun kann, damit er hier wahrhaftig leben kann.
Der Mensch glaub oft er sei eben so, wie erst ist, er könne es nicht ändern. Er habe sein Verhalten und seine Muster. Davon gilt es sich zu befreien. Nicht mit Zwang, sondern von sich aus, aus eigener Überzeugung heraus.

Freiheit und Zwang bei der Kindererziehung

Die meisten Kinder haben eine Abscheu vor dem Lernen, sie gehen nicht gerne in die Schule. Und wenn sie sich auf die Schule freuen, dann meist wegen ihren Mitschülern, mit denen sie spielen und Spaß haben, also meist nicht wegen des Unterrichtes.
Die Mutter spürt, wenn im Schulalltag das Lernen und Leisten müssen, also der Erfolgsdruck einsetzt. Nicht das Kind steht jetzt im Vordergrund, sondern die zu erbringende, erwartete Leistung. Das Kind leidet unter dem Druck, wird bewusst oder unbewusst in eine bestimmte Richtung gedrückt und in Form gepresst.

Bei der Erziehung der Kinder, heißt es in der Überlieferung, soll man nie Zwang anwenden, soll man nie ein Tun befehlen. Denn das bringe den Kindern die „schedim„, die Dämonen, dadurch gerieten sie in Zwang.
Die Eltern sollen den Kindern vielmehr ein Beispiel sein. Wenn das Kind etwas sieht, dann möchte es das auch erleben. Es mag also viel Freude und Freiheit sehen. Soll es zum Beispiel das Alphabet lernen, „versüße“ ihm doch das Lernen. Daher besteht auch heute noch der Brauch im Judentum, den Kindern die einzelnen Buchstaben in Form von süßen Backwaren einzuprägen, mit ihnen sogar die Buchstaben aus dem Teig zusammen auszustechen.
Wenn Du einem anderen Menschen begegnest, so erzählt Friedrich Weinreb aus der Überlieferung, dann sollst Du ihn so lassen wie er ist, sollst ihn sein lassen, ihn auf dem Gebiet des Seins unangetastet lassen. Du kannst ihn aber nur sein lassen, wenn bei Dir das Seinlassen ist. Eine „heitere Gelassenheit“, das freie entspannte Offensein.
Der Mensch soll doch aus dem Zwang erlöst werden. Erst vom Sein her, von der Freiheit her kann das Gesetz, die Ordnung, das Werden verstanden werden. Dieses Seinlassen gilt dann auch für die Kinder.

Das Kind als tiefgreifender symbolische Begriff im Alten Wissen

Kind ist der Mensch dort, wo er sein Leben noch nicht auf weltliche Erfahrungen und gewachsene weltliche Klugheit baut und von dorther seine Schlüsse zieht. Im Kindsein steht der Mensch der Welt noch so gegenüber, wie er aus dem Himmel kommt: von der Welt noch nicht umgeformt. Das Kind ist ein im Menschen immer gegenwärtiger Zustand und das Kind wird durch das Leben von Schichten weltlicher Erfahrung und Schlauheit umhüllt. Das Kind gerät in Vergessenheit, ist aber im Nichtbewussten weiterhin da. Das Kind steht auch für eine kindliche Unschuld. Das drückt sich dadurch aus, dass der Mensch als Kind direkt an der Stelle zur jenseitigen, himmlischen Welt wohnt, seiner Herkunft. Wenn der Mensch immer mehr mit seinem verhüllten Kind in Verbindung steht, dann kommen ihm Einfälle, Einsichten, Erfahrungen, die nicht aus dem reinen Verstandesdenken kommen, sondern Mitteilungen dieses Kindes sind. Das Kind im Menschen kommt zustande, wenn beide Seiten im Menschen, Mann und Frau, vereint werden und eine Einheit entsteht. Diese Einheit bringt dann das Kind, es ist die Frucht der Einheit.

Das Kind als Traumbild im Schlaf

Die Traumdeutung des alten Wissens fragt immer nach dem Menschen selber, der gerade träumt. Sie will wissen, wie er lebt, was er erfährt, was er ist. Sie gibt Antwort auf die Fragen: Wem stehe ich gegenüber? Wer bin ich? Und das ist doch die große Sehnsucht jedes Menschen. Letztendlich geht es doch darum sich als Mensch im Bilde Gottes zu erkennen. Die Traumdeutung kann hier hilfreich sein.

Wenn der Mensch von einem Kind träumst, so Friedrich Weinreb, dann gibt es zwei Möglichkeiten der Deutung: Einerseits kann er darin erfahren, dass das Kind tatsächlich bei ihm lebt und funktioniert. Andererseits könnte es sein, dass das Kind sich in seinem Traum meldet, weil es im wachen Leben nicht zugelassen wird. Es erscheint dann im Traum und will dem Träumer mitteilen, dass es noch da ist, dass es zugelassen werden will.
Der Träumende selber kann je nach Kenntnis und Bewusstseins über die Art der Traumbilder seine Träume deuten: Bestätigt ihm das Kind im Traum seine Lebendigkeit, seine spontane im Glauben orientierte Lebensweise oder ist er jemand, der nur an Beweise aus der Wissenschaft glaubt, nur das glaubt was er sieht? Dann kann der Traum eine Warnung sein, eine Warnung dass er nicht versteht wozu er auf Erden ist und die falschen Fragen im Leben stellt. Dass er das Kind wieder zulassen soll.

Der Traum ist eng mit dem Menschen verbunden, alles im Traum bezieht sich auf ihn. Selbst wenn er von seinen Kindern träumt, so bezieht sich das Traumgeschehen stets auf den Träumenden selbst.
Eine Art von Trauminhalt könnte sein, dass der Träumende mit seinen Kindern zusammen lernt und trotz der Mühe gibt es keinen Lernfortschritt. Oder dass seine Kinder generell schlecht lernen und sich der Träumende darüber aufregt. Die Traumdeutung wäre hier: Der Träumende kann selber nichts lernen. Der erlebte Ärger darüber ist im guten Sinne zu werten, denn das Kind in ihm wird durch das Unterrichten und Erziehen durch rein weltliches Wissen nur verdorben. Das Kind wert sich dagegen.

Dieser Widerwille gegen das Unterrichtetwerden, der sich dann auch im Traum meldet, wird in den alten Mitteilungen sehr positiv geschätzt.
Das Kind in dir – so die Deutung – widersetzt sich, es möchte diesen Weg nicht gehen, möchte ursprünglich bleiben. Im Leben tust du es vielleicht, studierst viel und bist stolz auf deine Erfahrungen, aber im Traum zeigt es sich, dass du es eigentlich nicht magst. Du ärgerst dich, dass du fortwährend hier Wissen aufnehmen, einordnen und gescheiter werden musst. Das empfindest du als eine Störung deines Menschseins. Die Überlieferung sagt, dass die Kinder sich widersetzen, wenn man sie Dinge dieser Welt lehrt, und dass das gut ist.

Eine ganz andere Situation ist es, wenn der Träumende im Traum als Kind spielst, sei es mit Bauklötzen, der Eisenbahn, im Sand, oder an irgendwelchen anderen Kinderspielen teilnimmst.. Das alte Wissen sieht darin die Einsicht des Kindes in die Welt. Für ein Kind ist das Spiel sehr wichtig, es möchte nicht gestört werden. Es weiß aber, dass im Hintergrund die Geborgenheit des Hauses da ist, seine Eltern, die für es sorgen. Das Kind sorgt sich nicht. Es erlebt seine Welt im Spiel. Der Mensch könnte in der heiteren Gelassenheit leben, dass für ihn schon gesorgt wird. Wozu die Aufregung über Steuern und Studium? Das Leben in der Welt ist eigentlich ein Spiel in der Geborgenheit. Sobald der Mensch aber glaubt, es hänge von ihm ab, wird er verbissen und gespannt. Er denkt dann: Mache ich es nicht richtig, geht alles schief!“ Diese Spannung kennt das Kind nicht. Wenn es gespannt ist, dann ist es eine freudige oder eine böse Spannung, aber niemals die verbissene, von Sorge gequälte, die man am Erwachsenen kennt.
Das spielende Kind im Traum kann auch hier wieder auf zwei Möglichkeiten gedeutet werden. Es kann das Leben des Träumers bestätigen, welches zum Glück so ist, dass er das Spiel in der Welt einsieht und die Geborgenheit kennt; das spielende Kind kann den Träumer auch darauf aufmerksam machen: „Du kannst nicht mehr spielen, die Welt ist dir so wichtig und entscheidend, dass du an ihr zugrunde gehst. Dort drinnen aber in Dir, wovon du nichts mehr weißt und ahnst, spiele ich und spiele gern.“

Kindsein im Alltag zulassen

Im Midrasch wird erzählt, dass Gott aus dem Himmel zur Welt hinunterschaut und sich daran freut, wenn seine Kinder spielen. An anderer Stelle wird die Frage aufgeworfen, warum es Menschen gibt, die düster und ernst sind und so tun, als ob Gott nicht zuschaut; anstatt sich spielend zu freuen, bilden sie sich ein, sie selbst seien Gott und müßten sich um alles sorgen und alles in Ordnung bringen. Worum der Mensch sich wirklich sorgen könnte, wäre die Frage nach dem Sinn des Lebens. Das wäre die Sorge , „Thora zu lernen“.
Der Welt kann man im Traum nicht helfen, wie man im Leben den Lauf der Gestirne nicht ändern kann.
Gern – heißt es – sieht Gott die Menschen spielen, denn spielend bezeugen sie ihre Geborgenheit in der Welt. Messen wir dagegen den Weltraum und reden ganz gescheit von Millionen von Lichtjahren, verlieren wir uns in kalter Unendlichkeit. Aber im Raum der Welt, in dem wir die Beziehung spüren, ist alles ganz nah. Da ist, könnten wir sagen, der Himmel auf Erden. Wenn der Mensch denkt, er wäre im großen Weltraum unbedeutend, dann fühlt er sich verloren. Das geschieht, wenn der Mensch misst; es ist ein Entfernen, ein Objektivieren des Raumes.
Die Überlieferung sagt: Wenn du ein Haus baust, deine Hütte, deine „sukka“, dann mache die Dimensionierung so, dass du Geborgenheit darin findest. Das muss überschaubar sein.

Kindsein im Alltag heißt also: im Unbewussten die Geborgenheit wissen. Das Kind im Menschen ist entscheidend.
Immer, wenn in der Bibel gewittert wird, dass der Messias kommen könnte, werden die Kinder getötet. Das geschieht beim Kindermord unter Herodes, der Pharao will auf diese Weise Mose aus der Welt schaffen, und von Nimrod erzählt die Überlieferung, dass er Abraham verhindern will. Man tötet das Kind, weil man weiß, dass die Erlösung nur durch das Kind kommen kann.
Das Kind kommt, weil im Zusammensein von Mann und Frau noch die andere Dimension hineinspricht. So kommt in der Welt eigentlich überhaupt nichts durch unser eigenes Tun zustande. Die Frucht ist die Folge des Wirkens der anderen Dimension zu verdanken.
Daher wird Jesu meist auch als Kind gezeigt; Maria mit dem Kind ist die weitaus häufigste Jesu-Darstellung. Das Kind, das man zu töten versucht, ist immerwährend als Kind da, die Mutter trägt es, es gehört zu ihr.
Die Erlösung, die Befreiung aus dem Zwang geschieht dem Menschen nur, wenn das Kind noch in ihm lebt. Das Kind glaubt, ist voller Hingabe.

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