Warum spielen kleine Kinder gerne Verstecken? Es ist die Freue des Wiederfindens, was verloren war. Es ist eine Eigenschaft jedes Kindes und somit erfreut sich jedes Kind an diesem Spiel. In jedem Menschen ist dieses Kind tief verborgen, das Zugang zum Ewigen hat. An Weihnachten wird dieses Kind im Menschen geboren.
Weihnachten ist die Geschichte und das Traumbild der Geburt des Jesus-Kindes, dieses Kindes, das immer auf den Durchbruch im Menschen wartet, daß der Mensch die Verbindung zum Sohn G-ttes erfährt. Erkennt der Mensch diese Verbindung in sich, dann erfreut er sich im Tiefen seiner Existenz. Es ist der Punkt der Umkehr im Menschen, der Punkt der Rückkehr zu G-tt, und dies erfreut die g-ttliche Seele im Menschen, die sich zurück zu seinem Ursprung sehnt.
Folgende zwei Textstellen aus Vorträgen von Friedrich Weinreb aus dem Weinreb Tonarchiv habe ich passend zum Thema Weihnachten und der Geburt Jesu ausgewählt:
Der Gesalbte und der 8. Tag – Zur Bedeutung des Messias für die ganze Welt
„Jesus ist doch nur ein Nazarener“ heißt es im NT, „er ist einer von uns wie wir es sind“. Jesus ist und lebt in dieser Welt, aber er ist nicht von dieser Welt. Er lebt in Nazareth, ist aber nicht von Nazareth. Er ist von einer anderen Welt her. Und das ist auch die Bedeutung von Weihnachten, glaubt Friedrich Weinreb. Dieses Licht wo wir spüren: etwas Neues ist da, ein Kind wird geboren, ein Kind das uns Älteren sagt: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder“. „Lass die Kinder zu mir kommen“, das bedeutet, daß wir das Spontane wieder erfahren könnten. Was geboren wird ist eine neue Welt, eine Welt wo das Spontane sein kann, wo das Glauben, das Lieben, das Hoffen im Zentrum des Lebens steht. Die schönen Lieder des Paulus über die Liebe, da spüren wir: hier ist etwas Neues geboren, das uns alle angeht. Empfangen durch den heiligen Geist.
Dieses Geschehen von Weihnachten, daß wir spüren: Etwas Neues kommt in uns hinein, etwas aus einer anderen Welt, von der Einheit G-ttes. Die Einheit des Vaters und des Sohnes, heißt es im Christlichen. Nicht Geschichtlich betrachtet, sondern es ist im heiligen, im ewig da.
Dieses Geschehen, daß etwas geboren wird zur Erlösung, am tiefsten Dunkel der Welt – bei Herodes werden die Kinder umgebracht, wie der Pharao auch das Kind umbringt weil er sich vor dem Erlöser fürchtet. Wir selber bringen bei uns das Kind um, weil wir den Erlöser fürchten.
Die starre Form aus Nazareth wird zum Erlöser. Er kommt von dort und wirkt in Galiläa, und ist Erlöser ‚go-el‚; die Einheit ist in die Form hineingegangen. In die Form legt er das Neue. Ein ganz neues Leben, eine neue Welt. Das ist etwas für die ganze Welt, nicht nur im Christentum. Es lebt in uns und wir in ihm. Und wenn das nicht ausstrahlt im Leben, dann braucht man keine gezielte Missionierung, dann braucht man einfach nur da zu sein. Dasein, nicht so viel reden, es zeigt sich von selber. Aus dem Dasein, aus den Augen strahlt es hervor. So ist dieser Messias, dieser Gesalbte für die ganze Welt.
Und wenn auch etwas nach unseren Vorstellungen untergehen müßte oder untergeht, dann bedeutet es: vielleicht hat es für uns das Gefühl, daß es untergeht. Gibt es keine Gnade, keine Überraschung? Es gibt doch eine Reinigung von den Sünden, vom Bösen. Daß unsere bösen Tage gebunden sind, daß sie fort sind, daß wir frei in der Erlösung leben können.
HiDrive-81Due145 – CD1 Min. 40:04 bis Min. 45:00
Die 4 Evangelien als eine neue Dimension des Lebens
„Die Begegnung mit Jesus bedeutet Heilung, neues Leben, vom Ewigen, vom Heiligen her. Nicht hier ein langes Leben im Sinne von 100 Jahre alt werden, sonder ein ewiges Leben. Die Begegnung dort ist ewig, durch diese Berührung dort ist Ewigkeit im Menschen da.
Die Geburt ist nicht nur einmal dort in Bethlehem, sondern die Geburt ist für jeden Menschen jedes mal neu da, wird bei dir dieses Kind geboren. Kein konkretes Kind, sondern in dir, bei dir wird das geboren, wo du glauben kannst, spontan bist, dich hingeben kannst, und es nicht nur so bedingt ist vom kausalen Denken und gesellschaftlichen Verhalten. Das Neue ist jedes mal für den Menschen möglich. Und man kann sagen nur dann gilt das Wort Weihnachten, für die Christen und für die Welt, wenn man bei Weihnachten spürt: es ist nicht nur einmal im Jahr Weihnachten, wenn es Geschenke gibt und wir Briefe schreiben. Das ist schon auch schön, aber es zeigt nur, daß es immer wieder kehrt, daß immer wieder Begegnung sein können vom Zeitlichen mit dem Ewigen. Daß jedes mal das in die Welt hineinkommt; nicht konkret hineinkommt, nicht in der Zeit, im Fließenden sichtbar, sondern sichtbar eben nicht im Konkreten, denn das Konkrete geht sowieso wieder weg, auch Berge gehen wieder weg, aber mein Ich bleibt ewig. G-ttes Art in mich hineingegeben, das bleibt in mir. Meine Persönlichkeit – wer bin ich? Ich weis es nicht, aber ich sehe zurückschauend, daß ich jetzt anders bin, als ich vor zehn oder zwanzig Jahren war. Zurückschauend im Leben sieht man diese Durchbrüche, diese Sprünge der Veränderung im Leben. Und auch in Zukunft kann es sein, daß Durchbrüche erlebt werden.
Aber Weihnachten, also der Anfang der vier Evangelien, will sagen: von der Geburt her ist es jedes mal neu, also vier mal das Neue (4 Evangelien), es ist etwas von einer anderen Welt gekommen. Nicht von dieser, sondern von einer anderen Welt, von G-tt her. Kenne ich mich selber, weis ich wer ich bin? Erst dann kann ich auch nach G-tt fragen, wer er ist.
Ich sehe bei mir einen Wachstum, ich werde als Kind neu, Eindrücke, Freude, die Extase ist da. Doch dann kommt so oft im Leben die Erfahrung, die Anpassung hinzu – auch wenn oft auch unbewußt – und das Kind im Menschen wird verschüttet. Deshalb heißt es im Neuen Testament: „Werdet wie die Kinder“. Das Kind kann das Neue aufnehmen, denn das Kind im Menschen ist immer entscheidend. „Neu“ meint nicht studiertes Wissen, sondern das, was für mich einmalig ist, was für mich noch nie dagewesen ist. Es kann aus einem Buch hervorkommen, ein Buch das mir einen Durchbruch gibt für eine neue Lebensgeschichte. Das ist etwas von der Geburt, vom Anfang.“
HiDrive-83V119 – CD2 – Min. 6:55 bis Min. 12:00