
Die aktuelle, aus politisch-gesellschaftlicher Ebene entstandene Gender-Debatte zeigt, wie sehr viele Menschen Sprache als etwas betrachten, das frei formbar sei – als ein Instrument politischer oder sozialer Gestaltung. Unsere Sprache, die die längste Zeit immer einer natürlichen Entwicklung durch das Volk unterlegen ist, wird jetzt von politischer Instanz geformt. Eine Umgestaltung nur durch Rechtschreibreformen reicht nicht aus, es wird immer mehr eingegriffen.
Aus Wörtern, die grammatikalisch männlich oder weiblich enden, wird geschlossen, dass Sprache dadurch Menschen ausschließt oder bevorzugt. Doch dies ist nicht nur eine eher sehr junge Sichtweise, sondern auch ein komplett anderes Weltbild im Widerspruch zum alten Umgang mit dem Wort und verkennt das Wort und die Sprache als das was sie ist: Etwas aus dem Ewigen von G-tt stammendes, nichts Menschengemachtes!
Bevor nun näher auf die Missverständnisse beim Gendern eingegangen werden kann, gehe ich zunächst in groben Zügen auf das alte Wissen bzw. die Bedeutung der Sprache im alten Wissen ein, die wir als Grundlage benötigen, um zu verstehen, was Sprache im Wesentlichen ist. Das Wunder der Sprache kann nicht in Kürze erläutert werden, doch ein kurzer Einstieg gibt uns eine Grundlage um ein Gefühl für eine ganz andere Sichtweise von Sprache zu bekommen.
Sprache ist dem Menschen eingegeben, nicht menschlich konstruiert
Im alten Wissen ist die Bedeutung und die Kraft der Sprache noch selbstverständlich, während heute die Sprache und das Wort zu etwas rein Nützlichem geworden ist, das uns hilft, mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen und sich untereinander zu verständigen. Der Zweck der Sprache steht heute im Vordergrund, es wird nicht mehr hinterfragt woher Sprache eigentlich kommt.
„Die Sprache ist dem Menschen ‚fertig‘ gegeben.“
Friedrich Weinren, Schöpfung im Wort S. 69
Aus Sicht eines wissenschaftlich geprägten Weltbildes werden zahlreiche Theorien über die Frage aufgestellt, wie Sprachen entstanden sind, wie sie sich entwickelt haben und wie sie eventuell wieder zerfallen sind. Zentral steht hier oft die Evolutionstheorie, wo Lautäußerungen beim Menschen sich möglicherweise aus reinem Zweck gebildet haben, um vor Gefahren zu warnen oder seine Bedürfnisse auszudrücken.
Im alten Wissen wird Sprache als etwas verstanden, das aus dem Ewigen kommt, etwas immer Seiendes. Sie kann deswegen nicht vom Menschen hervorgebracht sein, so wie konstatiert wird, dass der Mensch sich im Laufe der Zeit mit der Sprache zusammen (weiter-)entwickelt hätte.
„Die Sprache ist dem Menschen gegeben worden wie das Leben und wie er das Weltall und die Erde als eine Gegebenheit vorfand.“
Friedrich Weinren, Schöpfung im Wort S. 69
Sprache als Grenze zwischen zwei Welten
Im Hebräischen der Bibel, das auch eine Ursprache genannt wird, heißt ’safa‘ Sprache, was zugleich auch ‚Ufer‘ bedeutet. Die Sprache bildet die Grenze zwischen zwei Welten: einerseits unserer diesseitigen, zeit-räumlichen Welt in der wir leben und andererseits der jenseitigen Welt des Ewigen, wo Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eine Einheit bilden, der Welt des Wesentlichen, wozu wir bewusst oder durch Anwendung von Techniken keinen Zugang haben und auch aktiv keinen Zugang herstellen können. In heutiger Denkweise könnte es auch als die Welt des Unterbewussten bezeichnet werden. Etwas, das sich unserem Vorstellungsvermögen und unserer Denkweise entzieht.
Das, was wir hier als Sprache wahrnehmen, ist Ausdruck der Sprache im Wesentlichen. Sie kann hier nicht anders, als im Ausdruck verschiedener Buchstaben, die wir Schreiben, Sprechen oder uns vorstellen können, zu erscheinen. In unserer Welt erhält alles eine Form, drückt sich alles in verschiedenen quantitativen Verhältnissen aus. So erhalten verschiedene Buchstabenkonstellationen eine bestimmte Bedeutung, womit Begrifflichkeiten beschrieben werden können. Hinter einem Wort wie z.B. einem Haus steckt aber weit mehr als das reine Objekt, also dem Haus, das ich ansehen kann oder hinter einem Gefühl wie Freude steckt mehr als ein kurzzeitiges, freudiges Ereignis, an das ich immer wieder gerne zurück denke.
„Sobald aber das Wort nicht mehr ist als eine Beschreibung eines Bildes oder Gefühls, dann verliert es seinen Zusammenhang mit dem Quantitativen, durch welches es bis zur Grenze der zeit-räumlichen Welt mit der Welt des Wesentlichen gebracht wurde.“
Friedrich Weinren, Die Symbolik der Bibelsprache S.48
Das Wort verbindet das Bild der äußerlichen Begrifflichkeit des Wortes unseres Vorstellungsvermögens – wie z.B. einem Haus – mit der Bedeutung in der Welt des Wesentlichen. Wird diese Verbindung nicht mehr gesehen, dann wird dem Wort seine Kraft, seine tiefere Bedeutung genommen.
Für den Alltag mag das Praktisch klingen und sein, doch es entfremdet die Sprache – und dadurch auch den Menschen – von dem was sie wirklich ist.
Siehe hierzu auch meinen Artikel (???), wenn du mehr über das Wunder der Sprache erfahren willst. Vor allem am unveränderlichen Wort der Bibel kann diese Verbindung der zwei Welten gut erkannt werden. Wenn der Mensch sich dem Wort hingibt, kann es sich für ihn öffnen.
Ursprache und Auswirkung des Wandels einer Sprache
Du hast nun eine eine völlig andere Sichtweise auf die Sprache erhalten. Sprache ist ein Mysterium und etwas, das aus einer anderen Welt kommt. Ohne darauf jetzt noch tiefer einzugehen zu können, wird aus dieser Sichtweise folgendes deutlich:
Wenn Sprache etwas dem Menschen gegebenes ist – etwas, das aus dem Jenseitigen des Menschen stammt und für den Verstand unbegreiflich ist – so kann man diese nicht beliebig umgestalten! Denn sie ist ewig, immerwährend, und ein bewusster Eingriff kann sie nicht ‚verbessern‘. Vor allem der Gedanke eine Sprache für andere Menschen bzw. ein ganzes Volk zu verändern, weil es für den Staat nützlich erscheint oder in aktuelle politische Ansichten und Ideologien passt, ist schon ein starkes Zeugnis des Unverständnisses des Menschen für eine Sprache.
Das Gendern ist nicht der Anfang der bewussten, kollektiven Sprachveränderung. Staatliche Rechtsschreibreformen gibt es schon über 150 Jahre.
Auch zuvor gab es Veränderungen in der deutschen Sprache, die – mal mehr, mal weniger – aus dem Volk heraus entstanden sind oder von ‚oben‘ herab von Institutionen auf dem Reißbrett entstanden ist.
Zum Beispiel die Änderung von Groß- und Kleinschreibweise gab es schon vor vielen Hunderten Jahren und auch das Aufnehmen von Fremdwörtern in die deutsche Sprache existiert schon mindestens seit dem Mittelalter. Auch die Aussprache und Rechtschreibung von Wörtern hat sich mit der Zeit geändert; bei manchen mehr, bei manchen weniger.
Die Sprache, wie wir sie benutzen, ist eine gesprochene Sprache, die somit auch dem natürlichen Wandel der Zeit unterliegt. Diesem natürlichen Wandel steht jetzt auch noch ein sehr kritisch zu betrachtender zweckmäßig gestalteter Wandel durch Institutionen gegenüber. Denn damit verliert die Sprache ihre Einmaligkeit und Eindeutigkeit! Die Verbindung zwischen dem Bild des Wortes und dem Wesen des Wortes wird verändert und kann nicht mehr hergestellt werden, ein Bruch entsteht.
Das unterscheidet eine lebendige Sprache von einer Ursprache, so wie vielleicht auch die deutsche Sprache einmal eine war. Wäre es nicht unsere Aufgabe, unser größtes Geschenk, unsere Sprache, so gut wie möglich zu erhalten?
Zum Thema Ursprache siehe auch meinen Artikel Die Bedeutung der Ursprache.
Grammatisches Geschlecht meint kein biologisches Geschlecht
Im alten Wissen wird der Mensch immer in seiner Ganzheit betrachtet. Es wird immer DER Mensch angesprochen, nie ein Mann oder eine Frau im biologischen Sinne. Allgemein wird dem Menschen ein weibliches und männliches Prinzip zugeordnet. Der Einheit des Menschen im Ewigen steht die Spaltung in ‚Mann‘ und ‚Frau‘ im Diesseits entgegen.
„Und der HERR, Gott, baute das Seitenstück, das er von dem Menschen genommen hatte, zu einer Frau, und er brachte sie zum Menschen.„
1 Moses 2:22
Diese Prinzipien sind ewige, ursprüngliche Prinzipien, die sich in allen Sprachen ausdrücken, in denen es grammatikalisch männliche und weibliche Ausdrucksformen gibt.
In anderen Worten: Die Grammatik der Ursprache des Bibel-Hebräisch ist immer anthropologisch gemeint, d. h. sie bezieht sich auf den Menschen als Ganzes, nicht auf einen „Mann“ oder eine „Frau“ im Sinne einer biologischen Kategorie.
Der Mensch – so wie er in der Bibel als Adam genannt wird, bevor ihn G-tt in einen Tiefschlaf versetzt – erfährt jetzt in seinem Leben auch die Zweiheit als Trennung.
Wenn in der Schrift von einem Mann oder einer Frau gesprochen wird, dann sind das zwei verschiedenen Dimensionen des einen Menschen. Diese beiden Dimensionen trägt jeder Mensch in sich. Grammatische Formen sprechen dort daher immer den ganzen Menschen an.
Das ist der Punkt, an dem Gendern die Tiefenbedeutung der Sprache missversteht:
Es setzt „männliches Wort“ = „Männer“ und „weibliches Wort“ = „Frauen“, obwohl beides im ursprünglichen Sprachverständnis niemals gemeint war.
Sprache bezeichnet das Innere und das Äußere in jedem Menschen
Das männliche und weibliche Prinzip in der Sprache beschreibt – wie im letzten Abschnitt erläutert – nicht den Mann und die Frau im biologischen Sinne, sondern zwei Dimensionen des Seins jedes Menschen: das Innere, Hervortretende und das Äußere, Empfangende.
Friedrich Weinreb zeigt diese beiden Prinzipien in seinen Ausführungen über die Besonderheiten des Wortes an vielen Stellen auf:
„Das Weibliche ist das Äußere, die Hülle, und das Weibliche schützt das Männliche. Die Hülle schützt den Mann, die Frau umringt den Mann, […] sie schützt den Mann, sie lässt den Mann, das eigene Innere wachsen. […] Mein Äußeres ist weiblich, mein Inneres ist männlich.“
Das Paradies, SAMMEL EDITION, ERZÄHLT VON FRIEDRICH WEINREBS. 184
Zusammengefasst können wir beide Prinzipien mit folgenden Bildern charakterisieren:
Das Männliche: das Innere, das Unsichtbare, das „Wort“, die Ursache, die geistige Ebene – in jedem Menschen!
Das Weibliche: das Äußere, das Sichtbare, das Empfangende, das in der Welt Erscheinende – in jedem Menschen!
Beide Prinzipien sind auf der einen Seite Gegensätze, bilden aber auch zusammen eine Einheit beim Menschen:
So kann bei einem Menschen das männliche Prinzip als innerer Impuls wirken – etwa als ein Gedanke oder als eine Einsicht –, während das weibliche Prinzip den Inhalt des inneren Impulses nach außen sichtbar werden lässt, z. B. durch eine Handlung oder eine andere Tat der Gestaltung.
Werden diese gegensätzlichen Prinzipien von innerer Ursache und äußerer Verwirklichung vom Menschen zusammengebracht, erfährt der Mensch eine Wiedervereinigung, was auch als Einswerdung im alten Wissen bezeichnet wird. Diese Einswerdung ist für den Menschen große Freude und Lebenssinn.
Warum die Anrede „männlich“ ist – der Kernpunkt der Gender-Thematik
Das männliche Prinzip ist also das Innere, die wirkende Kraft, die ursächliche Form und somit auch die Funktion eines Menschen, während das Weibliche die äußere, konkrete Erscheinung dieser wirkenden Form ist.
Darum erscheint in der Sprache die Anrede bei Berufsbezeichnungen wie Lehrer, Handwerker, Schüler oder Anreden wie Freund, Unterstützer, Gönner im männlichen, grammatischen Geschlecht: Sie benennt die „innere“ Funktion bzw. Rolle des Menschen – sie spricht das Innere des Menschen an! Hier wird also ein inneres „Prinzip“ des Menschen angesprochen, nicht der konkrete Mensch in seiner biologischen Erscheinung, der dieses Prinzip körperlich sichtbar macht.
Anreden wie Lehrer oder Handwerker bezeichnen die wirkende Kraft und somit denjenigen, der aus dem Inneren heraus in die Tat geht.
Mit anderen Worten:
Der männliche Sprachbegriff bezeichnet die wirkende Kraft, die Funktion des Menschen, den er anspricht; sei es die Aufgabe, der Beruf, die Tätigkeit, die Rolle oder die Bedeutung, es spricht nicht den Menschen in seiner äußerlichen körperlichen Form an, welcher diese Funktion oder Rolle als Mann oder Frau in einem biologischen Geschlecht verkörpert.
Damit ist es eindeutig: Ein Wort in männlicher oder weiblicher Form grenzt niemanden aus! Es spricht nicht selektiv den Mann oder die Frau an, sondern es geht hier um Prinzipien, die jedem Menschen innewohnen.
Natürlich spricht nichts gegen Formulierungen wie „Sehr geehrte Damen und Herren“ oder „Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer“, allerdings sollte es doch irgendwann auch genug sein und wir uns wieder auf die Bedeutung der Sprache konzentrieren, anstatt ein Denken aus dem Mangel oder Schuld heraus zu entwickeln, als ob unsere Sprache mangelhaft oder ungenügend wäre und ständig „verbessert“ werden muss!
Das „Gendern“ behandelt Worte resp. Anreden und Bezeichnungen von z.B. Berufsgruppen oder Tätigkeiten so, als würden sie bestimmte Gruppen von Menschen ausschließen oder hervorheben, wie als wären sie Etiketten auf Gruppen von Menschen. Diese falsche Annahme wird als Grund genommen, die Sprache nach belieben umzuformen: ein Zeichen der Unkenntnis der Bedeutung der Sprache im eigentlichen Sinne!
Auf die Behauptung, es würde noch mehr als zwei Geschlechter geben, will ich in diesem Beitrag erst gar nicht eingehen. Ich war schon öfter in der Sauna, konnte dort aber außer Weibchen und Männlein nie ein drittes Geschlecht erblicken 😉
Privat kann jeder denken oder tun, was er will und sich sexuell Ausleben, wie er will. Das hat in der Öffentlichkeit aber nichts zu suchen.
Fazit: Sprache verändert sich im Verlauf der Zeit, aber natürlich
Ja, natürlich entstehen immer wieder neue Wörter und andere verschwinden. Die deutsche Sprache ist eine gesprochene Sprache und damit lebendig und dem Wandel der Zeit unterworfen. Doch wer die Sprache als das Wunder aus einer anderen Welt betrachtet, benutzt die Sprache mit Respekt und Ehrfurcht. Aus dieser Haltung heraus kann die Alltagsprache vom einzelnen über das Unterbewusste mitgestaltet werden. Das Leben und der Zeitgeist wird zeigen, welche Begrifflichkeiten sich durchsetzen oder nicht. Manche Wörter verschwinden aus dem Sprachgebrauch, andere entstehen neu. Sprache darf jedoch nicht durch ein Komitee oder aus einer politischen Haltung heraus für ein Volk oder eine Sprachgemeinschaft verändert werden. Sprache ist nichts Nützliches; für die Alltagsverständigung ist sie auch etwas Nützliches, aber eben nicht nur. Es ist etwas, was dem Menschen gegeben wurde. Etwas, das seit dem Urbeginn der Menschheit existiert. Die Sprache macht den Menschen erst zum Menschen, verbindet die Gegensätze der dualen Welt und führt ihn zur Einheit, führt ihn zu G-tt.
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