Die Symbolik von Weihnachten und die Bedeutung der Weihnachtsbräuche

In diesem Weihnachtsfilm bringe ich Ihnen die Bedeutung von Weihnachten und der Weihnachtsbräuche im Sinne der alten jüdischen Überlieferungen näher, so wie sie Friedrich Weinreb in den verschiedensten Vorträgen über die Weihnachtszeit vorgetragen und deren Bebilderung entkleidet hat. Danke Friedrich Weinreb für Dein Lebenswerk! G-tt habe ihn seelig.

Es ist ein Filmbeitrag für die ganze Familie, ein Filmbeitrag für die stille Zeit mit schöner Musik und bilderischer Gestaltung. Es ist doch wundervoll die wirkliche Bedeutung unserer christlichen Gebräuche zu verstehen und auch deuten zu können.
In diesem Sinne ein frohes Weihnachtsfest und wer einen Weihnachtsbaum bei sich zu Hause stehen hat, der sieht diesen mit seinem ganzen Schmuck und den vielen Lichtern darauf vielleicht ab heute mit ganz anderen Augen.

Im Anschluss an den Filmbeitrag folgt das schriftliche Skript des Filmes zum mitlesen, nachlesen und darüber nachdenken.

Hier geht es zum Filmbeitrag:


Skript des Filmes

In der Weihnachtszeit wird oft von der stillen Zeit gesprochen, vom Warten auf die Geburt des Herrn. Letztendlich ist es ein Warten auf etwas in uns selber. Der Mensch spürt, dass es da noch mehr gibt, als all das was er aus dem Alltag kennt, so wie im Evangelium schon lange vor Geburt Jesu davon gesprochen wird, dass ein Kind geboren wird. In der Weihnachtszeit wird oft von der Stillen Zeit gesprochen, vom Warten auf die Geburt des Herrn. Letztendlich ist es ein Warten auf etwas in uns selber. Der Mensch spürt, dass es da noch mehr gibt, als all das was er aus dem Alltag kennt, so wie im Evangelium schon lange vor Geburt Jesu davon gesprochen wird, dass ein Kind geboren wird. Es ist ein Warten auf den Durchbruch im Menschen, etwas, das aus der Ewigkeit im Menschen in seine alltägliche Welt durchbricht.
Dieser Durchbruch wird auch Wunder genannt. Ein Wunder, so wie es sich auch manchmal im Alltag des Menschen durch eine wundervolle Begegnung zeigt. Nichts was der Mensch selber erzwingen kann oder festhalten kann, es geschieht einfach, kann nicht berechnet werden.
Der Mensch sucht nach solchen Momenten, sucht nach Glück, denkt er könne es durch Vorstellungen und eigenes Handeln in der Denkweise von Maßstäben in der Zeit erzwingen.

Im Alten Wissen wird von vier Welten gesprochen, in denen der Mensch lebt. Es sind verschiedene Schichten im Menschen, von denen die unterste Schicht die am meist verdichtetet ist, die olam assia, die Welt in der wir leben und handeln. Diesen vier Welten steht eine fünfte Welt als Quintessenz gegenüber. Kommt der Mensch durch diese vier Welten hindurch, dann ist die Verbindung von Erde und Himmel da, es geschieht ein Durchbruch.

Die Symbolik des Adventes und das Ereignis des Weihnachtsfestes

Der Adventskranz mit seinen vier Kerzen ist Symbol der vier Welten, der vier Elemente und der Zahl 4 generell, die Ausdruck der Materie ist.
Jede Woche wird ein neues Licht angezündet, es ist ein fester zeitlicher Rhythmus, der hier abläuft. Dem Gegenüber steht das Ereignis des Weihnachtsfestes als ein Fünftes, außerhalb des zeitlichen Rhythmus der Vier, ein punktuelles Ereignis, ein überzeitliches Ereignis, ein Durchbruch durch das Gesetz der Natur, also ein Durchbruch durch die Naturgesetze, wie sie in der uns bekannten Welt, der olam assia, nach Gesetzmäßigkeit wirken.

Der Sohn Gottes, das Jesus-Kind wird nicht wie sonst die uns bekannten Kinder geboren, sondern auf eine andere Art. Das Naturgesetz wird durchbrochen, ein Wunder, eine Gnade, die hier wirkt. Die Geburt Jesu ist diese Gnade. Eine Gnade hebt das Gesetz auf, durchbricht das Gesetz. Gesetz und Gnade sind zwei gegenübersehende Prinzipien, stehen scheinbar im Widerspruch, beide Prinzipien wirken im Menschen.

So wartet der Mensch, dass ihm diese Gnade zufällt, jedoch besteht auch ein Furcht, dass er seine Macht dadurch verlieren könnte, dass er die Kontrolle auf das durch sein Handeln Aufgebaute verliert, er hat Angst vor Neuem, das ihm seine scheinbare Macht über das Äußere wegnehmen könnte. Der Mensch ist auf sein Tun fixiert, denkt dass sein Tun, seine erreichten Ziele ihn ausmachen. Dadurch verliert er die wahre Beziehung zum allem.

Gnade empfangen heißt auch Liebe zu empfangen. Von Gott empfangen zu können heißt auch von anderen Menschen empfangen zu können, den anderen zu lieben, ihn bedeutend zu finden, einfach so.
Das Warten auf den Messias bedeutet auch das Warten auf den Durchbruch aus dem Verborgenen, alles das, was vergangen ist, was bisher unerfüllt ist, ist nun erfüllt. Messias bedeutet „er hilft“, das Erfüllen, erfüllt sein, vollkommen sein, das Kommen ist da. Ständig von neuem, es endet nie, eine ständig neue Erwartung im Leben, von ständig neuen Wünschen, erfüllt zu sein.

Die Schönheit der Frau und die Sehnsucht nach Schmuck

Mit Schmuck ist nicht etwas gemeint, was in der heutigen Zeit als Gebrauchsgegenstand betrachtet wird, wobei auch dieser Aspekt dazugehört, da der Mensch im Diesseits und Jenseits lebt. Weihnachten ist jedoch ein Ausdruck des Gegenübers, des Jenseitigen.
Das Wort Schmuck hat den gleichen Wortstamm wie das Wort Eden, das Paradies und heißt ‚Wohlbefinden‘, ‚glücklich sein‘. Schmuck ist also etwas, wonach wir uns sehnen, weil wir uns unterbewusst das Glück wünschen. Beim Begriff ‚Garten Eden‘ besteht ein Zusammenhang mit dem Wort ‚Hüten‘ und auch der ‚Leibgarde‘. Der Mensch lebt in einer Welt in der er das Glück hüten will, ein wohles Gefühl im Leben haben will.
Der Mensch verliert das Glück – verliert den Zustand des Garten Edens – weil der Mensch vom Baum der Erkenntnis nimmt, weil er denkt, er müsse die Dinge selber in die Hand nehmen. Er analysiert die Welt rein naturwissenschaftlich und rein logisch und verliert damit den Zugang zum Baum des Lebens, verliert den Weitblick über die Zeit, sieht nur das, was ihn gerade umgibt, ohne tiefere Zusammenhänge über das Wesentliche sehen zu können.
Der Mensch merkt, dass etwas Wesentliches verloren gegangen ist. Dieses Wesentliche sucht er nun hier auf Erden. Deswegen ist die Sehnsucht und die Freude nach Schmuck hier auf Erden so etwas wie eine Art „Pseudo“-Paradies und trotzdem ist es auch Ausdruck davon, dass der Mensch etwas sucht, er freut sich.
Gerade der weibliche Teil des Menschen möchte gerne Schmuck tragen, was ein Ausdruck des verlorengegangenen Wohlbefindens im Menschen ist.
Die Überlieferungen, welche als Mythen zu verstehen sind, geben das Bild der Frau als das Erscheinende, das Konkrete. Die Frau möchte doch gerne schön sein, sie schmückt sich und der Mann als Symbol des Verborgenen erfreut sich der Schönheit und der Ästhetik des Erscheinenden.

Das Verborgene als Geheimnis der Mythologie und der Kunst

Die Mythologie ist Inspiration, Traum und Kunst. Das Männliche ist das Innere, das Verborgene, das Weibliche das Äußere, das Erscheinende. Das Wort Sünde meint eigentlich den bestimmten Weg nicht zu gehen, ihn falsch zu gehen, d.h. dass der Mensch vom Erscheinenden ausgeht und beim Erscheinenden stehen bleibt, nur diesem Bedeutung gibt.
Der Mensch wird durch die Frau in Versuchung geführt – die Frau als Symbol der Welt im Erscheinenden – allerdings nur dann, wenn sie nicht an ihren Mann gebunden ist – der Mann als Symbol für die Welt des Verborgenen stehend. Die Frau als Prinzip der Welt wird dem Mann als Prinzip des Verborgenen untreu. Sie möchte viele Männer haben. Sie will nicht in der Einheit des Verborgenen bleiben, sondern sie will mal dies oder mal jenes. Sie weis, dass es jeweils nur kurzfristig von Dauer ist und nie für Lange sein kann.
Wie kann Kunst im Sinne der Mythologie oder ganz konkret ein Kunstwerk ohne die Verborgenheit bestehen? Ohne das Geheimnis eines kreativen Künstlers, der kreiert und aus der Verborgenheit schöpft?

Dieses Geschehen mit der Frau im Paradies wiederholt sich im Menschen immer wieder. Wer nur versucht im Vergänglichen der Zeit die Zeit festzuhalten, sie erstarren zu lassen, der weis selbst dass trotz alledem die Zeit doch weiter fließt. Der Mensch sehnt sich nach der Ewigkeit, wo nicht nur etwas anfängt und endet, wo die Menschen kommen und gehen, sondern nach einem Leben, wo alles da nicht. Nicht nur das was wir kennen oder kannten, was wir träumen und uns vorstellen, sondern eine Welt wo alles mit anwesend ist. Also die Welt von Eden. Ein Leben ohne Grenzen und Angst, ohne das Gefühl eingeengt zu sein. Das sehnen nach Ewigkeit.

Also ein Schmuck, der nicht nur äußerlich da ist, sondern wo der Mensch geschmückt ist mit der Liebe Gottes, mit dem Licht Gottes. Das Licht Gottes, auch Urlicht genannt wird im Gold als Symbol gesehen, deswegen schmückt der Mensch sich auch gerne mit Gold, auch an Weihnachten den Christbaum. Der Christbaum sollte nicht nur aus Sicht des Brauchtums gesehen werden, egal ob aus religiöser oder heidnischer Sicht stammend, sondern als Ausdruck der Symbolik für den Baum des Lebens stehend.

Gold ist nicht nur deswegen wertvoll, weil es selten ist, sondern weil es diesen Charakter des Urlichtes trägt. Wenn der Mensch das Leben wagt, wenn er das Glauben wagt, dann wird das Leben eines jeden Menschen zum Kunstwerk.
Die Ewigkeit möchte gerne das Zeitliche beschenken, das Vergängliche mit dem Samen der Ewigkeit befruchten, so wie das Männliche in der Natur das Weibliche befruchtet, wie auch Gott an Weihnachten den Sohn gezeugt hat und immer noch zeugt, durch das Befruchten der Jungfrau Maria.

Das Schmücken des Weihnachtsbaumes

Durch die frohe Botschaft an Weihnachten aus dem Jenseitigen ist beim Menschen etwas anwesend, dass auch bei ihm etwas aus dem Jenseitigen, aus der Welt des Verborgenen, eine neue Frucht, ein neuer „Mensch“ kommt, der geschmückt werden kann. Aus diesem Grund bringen vielleicht auch die drei Könige, ursprünglich die drei Weisen aus dem Osten, also dem Ursprung kommend, ihre Geschenke mit. Schenken bedeutet eine Überraschung aus dem Jenseits, das hierher zu uns kommt. Auch die Weihnachtsgeschenke unter dem Weihnachtsbaum sind Ausdruck dieser Überraschung aus dem Verborgenen, werden deswegen auch so schön eingepackt. Diese Geburt des Christkindes kommt aus dem Urlicht, aus einer anderen Welt.
So wird auch in der Tradition der Weihnachtsbaum gerne geschmückt, denn der Mensch spürt, dass der Baum und das Licht zusammengehört. So wie das Glücklichsein, das Wohlbefinden und die Liebe Gottes im Menschen zusammen gehören. Das Kommen einer neuen Welt wird gespürt. Der Stern am Himmel bleibt in dieser Nacht bei Bethlehem stehen. Der Stern als das Licht im Menschen selbst, welches er spürt und welches ihn inspiriert, ihn glücklich macht und erfreut.
Wenn wir Weihnachten mit den Sternen und Geschenken sehen, dann ist auch eine Freude ist, ist etwas Neues da, dieses Licht kann das ganze Leben erleuchten, ist nicht nur einmal im Jahr auf ein Fest begrenzt.

Bethlehem – Haus des Brotes

Der Ort Bethlehem ist Jesu Geburtsort und heißt in den Worten Gottes ausgedrückt ‚Haus des Brotes‘. Aus einem Samenkorn des Weizens wird am Ende das Brot. Aus einem Korn wächst der Weizen heran, wird geschnitten und zu Brot verarbeitet.
In diesem Vorgang vom Anfang bis zum Ende steckt eine tiefe symbolische Bedeutung: Das Weizen ist Symbol für den ersten Tag der Schöpfung, Symbol somit auch für das Urlicht. Das Abschneiden des Weizens bei der Ernte ist notwendig. So wie beim Menschen im Leben nicht nur das Verbunden sein mit der Erde das ganze Leben ist, sondern das Leben noch weiter geht, es gibt einen Weg der einen weiterführt. Die Ähren werden bei der Ernte gesammelt und gebunden, gedroschen und gemahlen, das Mehl mit Wasser gemischt, der Teig gebacken und am Ende dieses Weges steht das Brot. Jeder der genannten Schritte hat in der Bibel eine tiefe symbolische Bedeutung. Das Brot steht am Ende der Verarbeitung des Weizenkornes, so wie auch der Mensch in seinem Leben Erfahrungen sammelt, solange er seinen Weg geht.
Das Wort Weizen wird im Hebräischen gleich ausgesprochen wie das Wort Sünde. Der Weizen kommt gerade um die Sünde aufzuheben. Die Sünde wird gerade in dieser Geburt, in dieser Nacht in Bethlehem aufgehoben. Für den, der auf diese Art geboren wird, hört die Kraft der Sünde auf und bekommt eine ganz andere Bedeutung. Es ist eine Geburt im Menschen, ein Durchbruch im Menschen selber, wie anfangs bereits über dieses Wunder berichtet wurde.
Die Sünde hat ihren Platz. Wird nicht in der Überlieferung gesagt, dass die Sünde da ist, damit die Gnade und Barmherzigkeit wirken kann? Das Leben des Menschen ist nun mal vergänglich, der Mensch weis, dass er nichts dagegen tun kann. Diese Unzulänglichkeit bringt ihn doch auf die Suche nach der Beziehung zum Ewigen. Der Mensch sucht die Beziehung zum Ewigen, zur Verborgenheit des Vaters im Himmel.
Alles was hier erscheint kann Sünde sein, ist nur da um aufgehoben zu werden, so wie auch das Leben des Menschen da ist, um aufgehoben zu werden.
Dieses Aufheben kann nicht gemacht werden, es kommt durch die Sehnsucht im streben danach. Dann kommt einem auch die erlösende Antwort. Dann ist die Zeit reif, es ist der Ort, wo das Brot da ist. Der Laib Brot will uns sagen: die Erlösung erscheint am Ende der ganzen Zeit. Jetzt ist das Kind da, der Weg ist zu Ende. Jetzt ist der Weg des Lichtes da.

In diesem Sinne ein frohes Weihnachtsfest und wer einen Weihnachtsbaum bei sich zu Hause stehen hat, der sieht diesen mit seinem ganzen Schmuck und den vielen Lichtern darauf vielleicht ab heute mit ganz anderen Augen.

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