Das Manna in der Wüste und der Bezug zum Leben des Menschen

In der Thora ist das Manna die Speise auf dem Weg durch die Wüste, an deren Ende der Einzug ins gelobte Land Kanaan steht. Der Weg durch die Wüste, der Weg zum Selbst, dem Wesenskern des Menschen, steht symbolisch für das Gespräch des Menschen mit seinem Innersten. Das Manna wird einem „einfach so“ vom Himmel geschickt, heißt es. Es muss nicht, wie wir es von Nahrung kennen, im Sinne von Ursache und Wirkung, erst wie ein Korn gesät werde, damit später Getreide daraus wird.

Im übertragenen Sinn heißt das, dass der Mensch aus der absoluten Quelle gespeist wird, wenn er auf dem Weg ist, was nicht nur rein materiell als Nahrung zum Satt werden zu sehen ist, sondern auch als Nahrung im Sinne von dem, was er im alltäglichen Leben zu sich nimmt, was er aufnimmt, z.B. Eindrücke und Erlebnisse, womit er sich beschäftigt und welche Situationen und Herausforderungen ihm im täglichen Leben geschickt werden.

Die 40 Jahre Dauer durch die Wüste sind der Weg durch die Weltzeit; das Manna, so wird erzählt, nimmt den Geschmack an, den der Essende ihm beilege. Der eine findet es unerträglich fade und weist es zurück, der andere findet es außerordentlich wohlschmeckend. Der Mensch schmeckt die Zeit; der Geschmack, den er an ihr findet, verleiht dem Individuellen Sinn und Leben.

So komme ich (Anm: mit „ich“ ist der Verfasser des Blogs gemeint) gerade von meiner Italien-Reise zurück, die ganz im Zeichen des „Manna“ stand. Manna hier auch im Sinne des bewussten Zu-fallen und des zu-kommen lassens des Weges – also keine große Reise-Planung machen und einfach losfahren – einen groben Rahmen stecken und das Wissen darum, dass alles, was einem begegnet, das Manna aus der jenseitigen Welt ist. Wie soll es einem zu-kommen, wenn alles durchgeplant ist?

So heißt es auch vom Manna, das sich in der Bundeslade befindet, dass es in einem kleinen Stündchen am Tag eingesammelt wird (Zeit im Sinne der Bedeutung des Tuns). Also nicht den ganzen Tag „zwanghaft“ mit Einsammeln beschäftigt sein, denn der Rest der Zeit ist „awodah“, das Lernen, der Dienst an G-tt, das näher kommen zu G-tt bzw. zum eigenen Wesenskern, auf diesem Weg durch die Wüste. Und dem folgend hatte ich jeden Tag viel freie Zeit für mich eingeplant und mit großer Freude drei Bücher von Weinreb gelesen.

Ist nicht letztendlich das ganze Leben eine solche Reise (zu uns Selbst) und der eigentliche Sinn unserer Existenz im Diesseitigen?

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