„An einem Sabbat ging er durch die Kornfelder und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat nicht erlaubt. Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten, wie er zur Zeit des Hohepriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus sagte zu ihnen: Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.“
Markus 2, 23 – 3,6
Auf dieses Zitat aus dem Markusevangelium wird in diesem Beitrag näher eingegangen:
Der Sabbat steht für den siebten Tag der Schöpfung an dem G-tt ruht. Auch der Mensch im Abbild G-ttes soll am siebten Tag ruhen. Der siebte Tag steht auch für den Weg der Israeliter durch die Wüste, die kommend aus dem Exil von Ägypten ins gelobte Land Kanaan gehen und von dem Leviten Mose geleitet werden. Der siebte Tag, jeder jetzige Moment im Leben eines Menschen, birgt die Möglichkeit, den sechsten Tag, der auch für das Exil in Ägypten steht, mit dem achten Tag, dem gelobten Land Kanaan zu vereinigen. Der Messias, der dem Menschen vorausging, steht für die Vereinigung dieser drei Tage, dem sechstem, siebten und achten Tag.
Am Sabbat soll der Mensch also den Weg nach Innen gehen, denn wenn sich der Mensch nach G-tt sehnt, wenn er diesen Weg durch die Wüste geht, dann spürt er eine große Hungersnot in sich. In der Wüste findet doch auch das Gespräch des Menschen über Mose und seinem Bruder Aaron mit G-tt statt. Es ist auch genau diese Hungersnot, weshalb Jakob seine Söhne nach Ägypten schickt um dort Getreide zu kaufen.
Der Pharisäer im Menschen
Für die Pharisäer ist es am Sabbat ein Frevel Ähren auszureißen, um den Hunger zu stillen. Das kommt einer Erntearbeit gleich und ist am Ruhetag streng verboten. Die Pharisäer haben die Thora und die Auslegung der Schriften nach rein äußerlichen Richtlinien streng studiert und denken sie würden zu G-tt kommen, wenn sie sich streng an die Vorschriften der Thora halten. Sie halten sich als Gelehrte für besonders fromme Menschen.
Der Pharisäer in jedem Menschen ist die Eigenschaft, die sich rein an ein Gesetzt halten will und die Liebe und Gnade G-ttes damit ausschließt. Der Mensch duldet dann keine Fehler und er ist besonders streng, wenn es um das Einhalten von Gesetzten und Regeln geht, ohne den eigentlich Sinn einer Regel mit einzubeziehen.
Die Frucht des Erstgeborenen
Der Mensch soll am Sabbat, wie es auch in der jüdischen Glaubensgemeinschaft gelebt wird, keine Arbeit verrichten, also auch keine Ähren auf dem Feld ernten.
Doch die Jünger von Jesus erntet nicht die Ähren, weil ihnen im übertragenen Sinn nach weltlichen Hungergelüsten ist oder sie einfach gerade hungrig sind. Nein, die Ernte der Ähren ist einer von vielen Schritten um aus dem Weizen Brot zu machen. Der Weizen ist in der Überlieferung die erste Frucht und steht für den Messias, den Erstgeborenen. Der Messias wird doch auch in Beth-lechem, dem Haus des Brotes geboren. Im Judentum wird das Brot als G-ttes Geschenk bei jeder Mahlzeit gewürdigt, indem folgender Segensspruch gesagt wird: „Gesegnet seist du, Herr unser G-tt, König der Welt, der Brot aus der Erde hervorbringt“.
Der Mensch denkt zwar, daß er das Brot macht, wozu viele Schritte notwendig sind – sähen, ernten, dreschen, mahlen, backen. usw., doch woher kommen ihm die Ideen für seine Taten, so daß daraus schließlich das Brot wird? Wird er nicht auf seinem Weg von G-tt geleitet, so daß ihm die Früchte seiner Taten (in diesem Beispiel das Brot) von G-tt gegeben werden, auch wenn er noch gar nicht sicher ist, wohin sein Weg ihn führt und er einfach auf G-tt vertraut?
Wenn der Mensch am Sabbat den Weg hin ins gelobte Land geht und seine Vergangenheit dabei mitnimmt, dann bricht er kein Gesetz G-ttes, denn der Sabbat ist doch gerade dazu da, daß der Mensch seinen jenseitigen Hunger nach G-tt, nach Liebe und Gnade stillt, und dann schließlich auf seinem Weg durch die Wüste, wenn nach 40 Jahren die Zeit erfüllt ist, von Josua, dem Nachfolger Mose ins gelobte Land geleitet wird. Ist nicht Josua auch Jeschua, der Sohn G-ttes?
„Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.“
Matthäus 5,17-18
Wenn der Mensch Jesus in seinem Leben begegnet und ihm folgt, wie auch die Jünger Jesus begegnen und ihm folgen, dann erkennt er, daß Gesetz und Liebe eine große Einheit bilden. Nicht entweder oder, sondern sowohl als auch.